„Wir mussten über zwei Jahre auf euer neues Album warten. Die neuen Songs sind ein gelungener Mix aus Balladen, reinen Acoustic-Parts und einer Tendenz zum Rock. Schlagt ihr in Zukunft auch härtere Töne an?“

Pete: „Die Arbeit an unserem neuen Album war sehr intensiv und hat großen Spaß gemacht. Manche Lyrics entwickelten sich ganz von selbst. Die Idee zu 'Just another cup of tea for you and me' entstand in der Lounge in einem Hotel in London. Am Ende der Rückfahrt nach Berlin stand der Song. Manchmal geht es einfach. Manchmal nicht. Und manchmal stößt man alles um, wenn die Hälfte bereits fertig ist. Tom hat sich auf der Gitarre die Finger wund gespielt. Aber längst nicht alles fand den Weg ins neue Album. Härtere Töne werden auf jeden Fall die Ausnahme bei uns bleiben."

„Viele eurer Songs klingen ein wenig melancholisch. Entspricht diese Grundstimmung auch eurem Charakter oder ist es vielmehr eine Frage des Songs bzw. Songtextes?“

Tom: „Sicherlich hat der ein oder andere von uns schon einmal einen schlechten Tag. Wer hat das nicht? Aber normalerweise sind wir eine recht fröhliche Truppe. Ich selbst bin ein sehr positiver Mensch. Ich versuche allem auch eine gute Seite abzugewinnen. Und meist liege ich damit richtig. Wie sagt doch der Engländer? „Every cloud has a silver lining.“ Genau dieser feine Streifen Sonne ist es, der mir - auch wenn gar nicht läuft, wie ich es will - am Ende doch ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Von melancholisch kann also gar keine Rede sein. Manchmal klingt ein Akkord in Moll einfach besser...“

Carl: „Tom hat Recht. Auch wenn einige unserer Songs etwas nachdenklicher sind, so lässt das keine Rückschlüsse auf unsere allgemeine Gemütsverfassung zu. Wenn wir über ein gebrochenes Herz, eine vergangene Liebe oder die Einsamkeit eines Bikers am Rand der Klippe singen, erzählen wir Geschichten. Jede dieser Geschichten hat ein individuelles Thema und eine entsprechend passende Melodie. Traurige und fröhlich klingende. Die Inhalte sind meist rein fiktiv und haben nichts mit unserem 'wirklichen' Leben zu tun. Also keine Bange, wir haben zwar auch melancholische Seiten, stehen aber mit beiden Beinen positiv im Leben.“

„Carl sagte gerade, dass die meisten eurer Songs rein fiktiv sind. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass auch Songs existieren, die auf Begebenheiten beruhen, die euch passiert sind oder persönlich berührt haben. Stimmt das?“

Pete: „Gut gekontert. Es gibt wohl kaum einen Musiker, dessen Songs nicht auf die eine oder andere Weise von persönlichen Erlebnissen beeinflusst wurden. Natürlich spreche ich mich nicht davon frei, Stimmungen aufzunehmen und das Geschehen um mich herum auf mich wirken zu lassen. So wie beim zuvor erwähnten 'Just another cup of tea for you and me', das übrigens nicht vom Genuss von Tee, sondern von Routine und Gleichgültigkeit in einer Beziehung handelt. Im Gegensatz zu anderen Musikern trage ich mein Herz nicht auf der Zunge, wenn es darum geht, eigene Gefühle zu verarbeiten. Anders herum bringt der Song „It's a sunny day“ mein Erstaunen über einen sonnigen Tag in Großbritannien zum Ausdruck...“

„Abschließend noch eins: Drei coole Jungs mit unterschiedlichem Background. Dunkler Typ oder blond. Mit Bart und ohne. Gestylt oder er lässig. Ist das nicht das klassische Boygroup-Konzept?“

Tom: „Nein! Definitiv: Nein! Wir sehen uns nicht als klassische Boygroup und wollen auch nicht als solche wahrgenommen werden. Tortuga ist kein Kunstprodukt eines ambitionierten Producers. Wir sind echte Freunde, eine gewachsene Band. Pete und ich sind bekanntermaßen Brüder, Carl kam während der Studienzeit dazu. Wir sind wie wir sind und brauchen niemanden, der eine Rahmengeschichte um unseren Werdegang strickt, damit er vor dem Publikum besser wirkt. Keiner zwingt mich, meinen Hut zu tragen - ich mag ihn halt und das schon seit Jahren. Wir wurden damals von unserem Erfolg völlig überrascht. Nie hätten wir damit gerechnet, dass „The stupid LoveSong“ einmal zu den Top-Songs im Radio werden würde. Das hatte nichts mit unserem Aussehen oder Typ zu tun.“